Die Bürde für Regierung und Gesellschaft ist hoch. Die politische und wirtschaftliche Krise im Land hat sich verschlimmert. Seit Oktober 2019 kommt es zu Massenprotesten.
Über die aktuelle Lage hat Maria Lozano (KIRCHE IN NOT) mit Issam John Darwish gesprochen. Er ist der melkitisch griechisch-katholische Erzbischof von Zahlé und Furzol. Das Diözesangebiet umfasst die Bekaa-Ebene, wo viele Kriegsflüchtlinge untergekommen sind.
Aus welchen gesellschaftlichen Gruppen kommen die Demonstranten?
Es protestieren alle: Männer und Frauen, junge und alte Menschen, Christen und Muslime, Studenten und Eltern. Überall im Libanon kommt es zu Demonstrationen, auch in meiner Bischofsstadt Zahlé.
Die Menschen tun, was sie können, um sich Gehör zu verschaffen. Die Politiker versprechen, sie seien bereit, etwas zu verändern. Aber die Menschen haben anscheinend jegliches Vertrauen in sie verloren. Sie fordern ihren Rücktritt.
Sie sagen Nein zu zusätzlichen Steuern, verlangen eine Krankenversicherung und eine flächendeckende Stromversorgung, beschweren sich über Korruption und die sehr schlechte wirtschaftliche Situation. Diese Demonstrationen haben keinen politischen Hintergrund. Ihre Forderungen sind lebensnah.
Wie wirken sich die Demonstrationen auf den Alltag aus?
Bislang gab es keine Schwierigkeiten oder Versorgungsengpässe. Sollten die Demonstrationen jedoch länger andauern und es keine Lösung seitens der Regierung geben, könnten größere Probleme auf uns zukommen.
Jeden Morgen werden die meisten Straßen von den Demonstranten blockiert. Darum kommen viele Menschen nicht an ihren Arbeitsplatz.
Die Zahl dieser vertriebenen christlichen Familien beläuft sich auf über 2000, davon befinden sich 800 Familien in unserer Region.
Welche Auswirkungen hat die hohe Zahl an Flüchtlingen auf die Lage im Libanon? Hat die aktuelle Krise mit der Flüchtlingskrise zu tun?
Der Libanon ist ein kleines Land mit zahlreichen politischen und wirtschaftlichen Problemen. Die Anwesenheit der Flüchtlinge bedeutete eine zusätzliche Belastung für die Regierung. Die Arbeitslosenquote ist gestiegen. Die wirtschaftliche Lage ist schlecht.
Die Regierung hat versucht, dies durch zusätzliche Steuern zu lösen. Das war, wie gesagt, der Hauptauslöser der Demonstrationen.
KIRCHE IN NOT unterstützt seit Langem die Flüchtlingsarbeit in ihrer Diözese. Können Sie uns Beispiele geben, was diese Hilfe bewirkt?
KIRCHE IN NOT fördert zum Beispiel die Tafel „St. John the Merciful“ (heiliger Johannes der Almosengeber). 1000 Flüchtlinge erhalten dort eine warme Mahlzeit am Tag.
Weitere Hilfen kommen in Form von Lebensmittelpaketen, Hygiene-Sets, Windeln, Heizöl sowie Zuschüssen für Miete, medizinische Versorgung und Schulgeld. Diese Hilfe ist für die Flüchtlinge wichtig, gerade angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage.
Empfänger: KIRCHE IN NOT
LIGA Bank München
IBAN: DE63 7509 0300 0002 1520 02
BIC: GENODEF1M05
Verwendungszweck: Libanon
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